Die Staatsduma. Das russische Parlament

"Wir sprechen alle die große Sprache dieser Zeit: die Sprache der Verständigung all derer, die guten Willens sind," sagte Bruno Kreisky 1989 anlässlich der Verleihung des Martin-Luther-King-Friedenspreises. - Damals war Iwan Rybkin noch Parteisekretär in Wolgograd, und von einem freigewählten, demokratischen Parlament in Moskau war noch keine Rede. Zum Erscheinungszeitpunkt dieses Buches war Iwan Rybkin Vorsitzender eben dieses Parlamentes, der Staatsduma, und man wird fast zwangsläufig an Bruno Kreiskys Worte erinnert, analysiert man das Denken und Handeln Rybkins in seinem unerschütterlichen Bemühen, gegen alle Widerstände den Weg des Konsenses zu gehen und der Verständigungsbereitschaft wie dem demokratischen Bewusstsein innerhalb des Parlaments und im ganzen Land zum Durchbruch zu verhelfen. Parlamentarismus in Russland ist keine Erfindung der jüngsten Vergangenheit, sondern kann auf weit zurückreichende Formen der Selbstverwaltung aufbauen, auf demokratischen Wurzeln, die erst in dem Maße, in dem sich der Totalitarismus entwickelte, bis zur Unkenntlichkeit verändert, verschüttet, ja vernichtet wurden. Vier Dumas hat es schon vor der Oktoberrevolution 1917 gegeben. Folgerichtig spricht Iwan Rybkin in seinem Buch über die Fünfte Duma, das russische Parlament der Gegenwart, von einem "fünften Anlauf", dem fünften Versuch, aus dem Scheitern der vorrevolutionären Dumas zu lernen und den einzig zielführenden Weg der "Eintracht" zu beschreiten. Er eröffnet einen faszinierenden Einblick in die Geschichte des russischen Parlamentarismus aus einem sehr persönlichen Blickwinkel. H. G. Heinrich, Politologe und profunder Russlandkenner, Übersetzer des Werkes, fasst dessen Inhalt in prägnanten Worten zusammen: "Historische Studie, politikwissenschaftliche Analyse und Selbstdarstellung eines russischen Spitzenpolitikers", der gewillt ist, mit all seinen Kräften dazu beizutragen, dass zwar die Erfahrungen der Vergangenheit übernommen, aber nicht ihre Irrtümer wiederholt werden.